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Kontrolle über Dein Kind zu erlangen, ist unmöglich - Was kannst Du gegen Dein Gefühl der "Ohnmacht" tun?
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Kontrolle über Dein Kind zu erlangen, ist unmöglich - Was kannst Du gegen Dein Gefühl der "Ohnmacht" tun?

Man muss kein Narzisst sein, um ein Kontrollbedürfnis zu entwickeln. Jeder Mensch versucht etwas (anderes) zu kontrollieren. Auch Dein Kind. Wie kommt Ihr da wieder raus?

Wie war das, als Dein Kind laufen lernte?

Du hast es beobachtet, vielleicht auch Hilfestellungen gegeben, als Du beobachtet hast, dass es Vrsuche unternimmt, sich hochzuziehen, zu stehen und dann vielleicht zuerst mal nur den Fuß zu heben - sofern Du nicht zu sehr damit beschäftigt warst, das alles mit Deinem Handy zu filmen.

Dann hast Du vielleicht das nächste Level der Kindersicherheit eingeläutet und dafür gesorgt, dass das Kind nicht die Tischdecke mitsamt dem Geschirr runterzieht, wenn es versucht, sich irgendwo festzuhalten oder hochzuziehen. Du hast vielleicht auch geschaut, dass der Weg frei ist und auf dem Boden nichts liegt, woran es sich verletzen könnte.

Du hast es nicht permanent festgehalten, sondern ihm einen Raum gegeben, genau so viel, dass Du es schnell auffallen konntest, falls es die Balance verlieren würde. Und manchmal hast Du es einfach nur mit etwas Abstand beobachtet, wie es einen Riesenspaß dabei hatte, sich hochzuziehen, nur um sich wieder auf’s Windelpaket fallen zu lassen.

Irgendwann hattest Du vielleicht zur Rettung zwei, drei Eispads im Kühlschrank, falls es sich doch mal irgendwo anhauen würde.

Ich erinnere mich an eine Familienfeier, an der es für das größte meines Nichte-Patenkinds war, von mir wegzulaufen, sich umzudrehen und dann zurückzurennen und sich in meine Arme fallen zu lassen, während ich auf dem Boden saß. Ein andere Leidenschaft war, an meiner Hand laufen und den kleinen Ball vor sich her zu schippeln, unermüdlich.

Kein Mensch weiß wirklich, welchen Sinn Kinder in einer Tätigkeit sehen, aber sie lernen. Sie trainieren ihr Gehirn auf Muster. Nichts anderes macht übrigens Latein. Es geht nicht darum, die Sprache zu lernen, sondern die Grammatik. Sie trainiert das Gehirn, bestimmte Nervenbahnen anzulegen, um später Muster leichter zu erkennen.

Ein Kind, dem immer wieder abc-abc-abc vorgesagt wird, langweilt sich. Änderst Du aber die Reihenfolge oder sprichst einen Buchstaben doppelt oder betonst es anders, hast Du wieder die volle Aufmerksamkeit. Kinder lieben die Abwechslung und immer wieder Neues zu lernen.

Doch, sind die körperlichen Lerneinheiten erstmal soweit abgeschlossen, d.h. das Kind kann sich von A nach B eigenständig bewegen, dann verlagert sich das Lernen und Entdecken auf die “geistigen” Dinge und da beginnt dann spätestens das Dilemma, denn über das, was wann wie im Gehirn eines anderen passiert, haben wir keine Kontrolle. Hinzukommt der “Druck” von allen Seiten inklusive der eigenen Erwartungen, Projektionen (getrieben durch Ängste), dass aus dem Kind etwas wird und möglichst nicht in Schwierigkeiten gerät (d.h. keine Probleme macht).

Spätestens das ist der Zeitpunkt, an dem Dein Kontroll-Bedürfnis einkickt und das emotionale Muster, das Du Dir als Kind angeeignet hast, um erfahrene oder erlittene emotionale Defizite auszugleichen. Und Dein Kind wird darauf antworten, gnadenlos. Und insbesondere das Erstgeborene wird Dir den Stinkefinger zeigen und sich unkontrollierbar erweisen.

Dein innerer Kontrolletti würde am liebsten zu den “preussischen” Erziehungsmethoden greifen, wie Prügel, soziale Isolation oder Bestrafung, aber das willst Du Deinem Kind nicht antun, sei es aus Überzeugung, sei es aus Angst vor behördlichem Ärger.

Was kannst Du also tun?

Beschäftigen wir uns zunächst mit dem Phänomen der Kontrolle.

Das Paradoxon der Kontrolle

Der Versuch, die Ergebnisse im Leben deiner Kinder zu kontrollieren, führt oft zu weniger Kontrolle und Freiheit. Dieser Widerspruch liegt darin, dass der Drang zur Kontrolle Starrheit erzeugt und Widerstand gegen Veränderungen schafft. Wenn du versuchst, alles zu kontrollieren, verhinderst du oft genau das Wachstum und die Entwicklung, die für Dein Kind erforderlich wären.

Der archaische Überlebensinstinkt Deines Kindes ist darauf ausgelegt, auf Deine Kontroll-Versuche zu “antworten”. Kontrolle - egal, was Du zu kontrollieren versuchst, es wird versuchen, einen Ausweg zu finden. Immer.

Was versuchst du zu kontrollieren?

Hier sind einige Fragen, die du dir stellen kannst, um herauszufinden, ob du versuchst, etwas zu kontrollieren, das du nicht kontrollieren kannst:

  1. Verbessern meine Bemühungen und Handlungen das Leben meiner Kinder oder belasten sie es?

  2. Möchte ich die Dinge, die ich jetzt tue, die nächsten Jahre so weiterführen?

  3. Versuche ich, als perfekter Elternteil zu agieren?

  4. Wovor habe ich Angst? Was versuche ich zu vermeiden?

  5. Welche Ergebnisse versuche ich zwanghaft zu erreichen?

Die vier Archetypen nach dem DISC-Modell

Die DISC-Modelle beschreiben verschiedene Persönlichkeitstypen und deren Verhaltensweisen, die oft aus dem Versuch resultieren, bestimmte Ängste zu kontrollieren:

  1. Dominanz (Kontrollfreak): Dieser Typ versucht, Kontrolle über seine Angst vor Versagen und Statusverlust zu erlangen. Er legt daher für sich und andere die Leistungsmesslatte so hoch, dass sie nahezu unerreichbar ist.

  2. Initiative (Influencer): Menschen mit diesem Profil versuchen, Abwertung und mangelnde Aufmerksamkeit zu vermeiden, indem sie sich stark anpassen, es allen recht und sich beliebt machen wollen. Sie versuchen also die Aufmerksamkeit der anderen zu erlangen und zu kontrollieren.

  3. Stetigkeit (Supporter): Dieser Typ hat Angst vor Disharmonie und sozialer Isolation. Daher versucht er die Emotionen der anderen zu kontrollieren, indem er die Opferrolle einnimmt oder auf der Einhaltung bestimmter Routinen und Traditionen beharrt. Er versucht, den anderen zu diktieren, wie sie sich verhalten sollten, damit es für ihn passt.

  4. Gewissenhaftigkeit (Analyst): Personen dieses Typs haben Angst vor Fehlern und versuchen, durch Perfektionismus die Kontrolle zu behalten. Chaos und Risiken überfordern ihn, daher versucht er alles und jeden irgendwie einzuordnen, zu struktieren und auch zu schubladisieren.

Es macht keinen Sinn, zu versuchen, sich oder Kindern das abtrainieren zu wollen.

Das einzige, was da wirklich hilft sind zwei Dinge:

  1. Möglichkeiten finden, in denen der Betreffende - außerhalb von sozialen Interaktionen und der Erziehungskonstellation sowieso - seine “Leidenschaft” “produktiv” und erfüllend ausüben kann. Einer Mutter (youtuberin) habe ich mal geraten, dem Sohn die Rolle des Kameramanns und Regisseurin anzubieten, damit er sein Kontrollbedürfnis ausüben kann. Entweder er würde die Lust an der Kontrolle verlieren, weil es ihn zu sehr anstrengt oder er würde in der Rolle so aufgehen und sein Bedürfnis dort so ausleben, dass er es im familiären Kontext nicht mehr muss. Das Experiment läuft noch.

  2. Sich auch in anderen Rollen zu erfahren, nicht um darin perfekt zu werden, sondern um ein Gefühl für den anderen zu entwickeln und Ängste abzubauen, wer man denn ohne seine “Identität” wäre. In meinen Workshops machen wir eine Übung, bei der die Teilnehmer zu unterschiedlicher - archetypenspezifischer Musik - laufen, atmen und reden müssen.

Ein kurzer Hinweis noch zu “Missionierungs-Versuchen”.

Auf den ersten Blick scheint es so, als ob Missionare versucht hätten, den “Ungläubigen” etwas überzustülpen, um sie zu bekehren. Was sie jedoch - neben Angst-Einflössung - wirklich gemacht haben, ist, den “Heiden” einfach einer geilere “Droge” anzubieten.

Wenn Dein Kind etwas - wie im Rausch - macht, dann scheint es das “zu brauchen”. Wie reagieren wir, wenn andere versuchen, uns etwas wegzunehmen, das wir zu brauchen “glauben”? Mit Widerstand, Schmerz, Entzugserscheinungen.

Das ist nicht unbedingt die Idealvoraussetzung, einen Menschen und erst recht nicht ein Kind zum “Umdenken” oder “Umhandeln” einzuladen, zu ermutigen und zu inspieren.

Dein Job ist es, herauszufinden, WAS den Rausch auslöst (und das ist immer zwei drei Schritte vor bzw. Ebenen hinter dem sichtbaren “Symptom”), um an diesem Punkt dann die Lust auf eine “Alternativdroge” zu platzieren, die ihm verspricht, das bisherige “Rauschgefühl” zu erleben nur in “geil”.

Was kannst Du wirklich kontrollieren?

Deinen eigenen “Eisberg”, das zuhause Deiner ganzen emotionalen Automatismen, die Dein Hirn - ohne Deine Autorisierung angelegt hat.

Du kannst kontrollieren, ob, wann und wie (schnell) Du einem Impuls nachgibst und die Handlung ausführst.

Du kannst lernen, Verantwortung für Deine Ängste und Verunsicherung und Dein emotionales “Strickmuster” und Kontrollbedürfnis zu übernehmen.

Du kannst quasi “Kontrolleur” Deines Kontrollbedürfnisses werden und dann von der Rolle des Kontrolleurs in die des Beobachters wechseln, der es liebt, immer wieder neue Entdeckungen zu machen und sich neu zu erleben.

Du kannst emotional wieder “laufen” lernen, indem Du Dir mehr “Raum” verschaffst, zwischen Deinen Ansichten und Meinungen und ihnen zu folgen.

Was Eltern stattdessen tun können

Eltern können sich auf drei Dinge konzentrieren, die sie tatsächlich kontrollieren können, um ihren Kindern zu helfen:

  1. Verantwortung für die eigene emotionale Kompensation übernehmen: Arbeite daran, deine eigenen emotionalen Wunden und Missbrauchserfahrungen zu heilen, damit du nicht unbewusst deine Ängste und Kontrollzwänge auf deine Kinder überträgst.

  2. Zum Beobachter und Raumöffner für das Kind werden: Anstatt alles zu kontrollieren, sei präsent und beobachte die Bedürfnisse und Interessen deines Kindes. Schaffe einen sicheren Raum, in dem es wachsen und lernen kann.

  3. Das Kind ermutigen und inspirieren, neue Erfahrungen zu machen: Fördere die Neugier und das Selbstvertrauen deines Kindes, indem du es ermutigst, neue Dinge auszuprobieren und aus seinen Fehlern zu lernen.

Es geht in diesem Leben nicht um Performance. Es geht um Adaption und Hingabe. Wenn Dir der Wechsel in die Rolle des Raum öffnenen und haltenden Begleiters schaffst, wie damals als Dein Kind laufen lernte, schaffst Du die besten Voraussetzungen unter denen Dein Kind selbstbewusst, kreativ und verantwortungsvoll heranwachsen kann - und emotional ausgeglichen. So ermöglichst du es ihnen, die Freiheit und Kontrolle über ihr eigenes Leben zu erlangen, die sie benötigen, um sich jederzeit flexibel an neue Situationen anzupassen und über sich hinauswachsen zu wollen.

Zu den drei Einsteiger-Übungen für Eltern, die sich von mir auf diesem Weg begleiten lassen, zählen

  1. Die “Ist”-Diät: Konsequent und nur für sich selbst (ohne andere zu korrigieren oder zu missionieren), alle Formen des Wortes “ist” zu ersetzen durch: er erscheint mir. Sie wirkt auf mich. Er zeigt Zeichen von…. Ich nehme sie als… wahr. Und dann beobachten, was passiert. Das kannst Du auch innerlich machen, wenn andere das Wort “ist” verwenden: Er ist ein Arsch. Sie ist ein blödes Kuh. Sie ist schön, er ist hässlich etc.

  2. Meinungen in der Schwebe halten: Was kann ich hierüber noch denken, was ich noch nie zuvor gedacht habe?

  3. Jeden täglich mit völlig neuen Augen sehen: Was kann ich heute an ____ entdecken, das ich zuvor noch gesehen habe und das mich über alle Maßen überrascht?

Und dann einfach beobachten, was passiert.

Yep, Dein Kontroletti-Gehirn wird sofort fragen, wofür das gut sein soll und was das Ergebnis. Aber das hat Sende-Pause. Ab jetzt entscheidest Du Dich voll und ganz für die Rolle des Beobachters und das Kontrolleti-Hirn hat Pause.

Wenn Du weitere Unterstützung brauchst, dann helfen Dir auch meine beiden Bücher und meine Sternenstaub-Mom-Community weiter. Oder Du meldest Dich bei mir für eine 1:1 Begleitung, wobei die beiden Bücher dafür die Grundlage sind.

Diskussion über diesen Podcast

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Einmal anders geschaut, für immer versaut. Einmal Gesprochenes wie auch "Geschautes" lässt sich nicht mehr zurücknehmen. Ein Podcast von "hart" bis "zart". In jedem Fall für Template-Changer, Matrix-Shaker und vor allem Menschen, die sich auf den Weg machen wollen, zu ihrem Gefühl, nirgendwo dazu zugehören, zu stehen. In diesem Podcast schütteln und rütteln wir an etablierten "Konzepten" indem wir Perspektiven einnehmen, die teilweise so provozieren, dass einige sie am liebsten verbieten würden. Biologisch mögen wir auf Zugehörigkeit "konfiguriert" sein, gesellschaftlich auch. Spirituell will sich jedoch der Geist durch jeden anders in seine Wirksamkeit bringen. Mein Geist hat sich für diese Inkarnation die komplette Bandbreite von Urknall bis Schmusi ausgesucht über den Weg der Transformations-Champions-League. Vom "Nerd" und BWLer bis hin zum Drehbuchautor, Astrologen und Seelenschmusi decke ich die komplette Bandbreite ab. Meine spirituelle Vita liest sich wie "Einmal Erleuchtung und wieder zurück". In diesem Podcast können all diejenigen ein Feeling davon bekommen, was sie mit mir erwartet, bevor sie mit mir zusammenarbeiten. Oder sie können sich den Kick und gelegentliche Auffrischungen holen, wenn sie schon in meinem meiner Workshops waren. Letztere meinen stets unisono, ich wäre meiner Zeit mindestens 50 Jahre voraus. Wer hat den Mut, sich auf dieser Zeitreise mal so richtig durchschütteln zu lassen?